Lena

Ich wurde für vergewaltigt, bin umgezogen, wurde für 11 Monate gestalkt, viermal haben sich Männer neben mir in der Öffentlichkeit einen runtergeholt und die komischen, aufdringlichen Männer und perversen Kommentare kann ich nicht mehr zählen. Sexistische Professoren, sexistische Arbeitgeber, und sexistische, männliche “Freunde”. Man kann mit Männern befreundet sein, aber nicht mit Deutschen. Mittlerweile bin ich mit keinem einzigen Mann mehr befreundet und rede auch mit keinem mehr, weil sie alle nur flirten wollen und mein Freund zwar eifersüchtig ist, aber weiß wie es mir geht und mich schützen möchte. An der Uni funktioniert überhaupt nichts mehr, weil ein Stalker ein Kommilitone war und ich häufig dort arbeiten soll, aber nicht kann. Meine Arbeiten werden auf den Boden geworfen, geklaut und es wird darüber gegessen. Die Polizei kann/ will da nichts machen. Es interessiert kein Schwein in Deutschland. Ich möchte auswandern. Nach dem Bachelor oder selbst davor noch bin ich weg. Hoffentlich für immer. Meine Freundinnen reagieren fast schon eifersüchtig, aber ich spiele gedanklich immer wieder mit Selbstmord, weil es hier so ekelhaft ist. Selbst nach meinem Umzug begegne ich noch solchen Menschen. Wäre mein Freund nicht da, dann hätte ich mir bereits das Leben genommen. Danke an ihn dafür. Ich hoffe irgendwann an einem Ort anzukommen, wo das Leben anders ist.

anonym

Ich kam nach einer langen nächtlichen Zugfahrt total verspätet am Bahnhof an und stieg in die S-Bahn. An der nächsten Haltestelle stieg ein Typ ein, der sich so hinstellte, daß ich ihn sehen konnte. Er öffnete seinen Hosenschlitz und fing an, an sich herumzuspielen. Ich habe ihn angeschnauzt, er solle sofort seinen Schwanz wieder einstecken, den wolle niemand sehen. Er murmelte irgendwas und stieg an der nächsten Haltestelle aus, immer noch mit offener Hose und heraushängendem Gemächt.

Nime

Ich setzte mich in die Straßenbahn gegenüber von zwei Typen. Entgegen ihrer Erwartung schaute ich nicht freundlich, sondern kühl bis unfreundlich, weil ich schlechte Laune hatte. Sie fingen an, sich über meine “buschigen Augenbrauen” zu beschweren. Ich holte einen Kalender heraus. Da hieß es “Das ist ihr Frauenkalender” und sie hörten nicht auf über mich zu reden. Ich gab ihnen keine Antwort, denn ich hatte keine Hoffnung, dass das etwas bringen würde. Besser fand ich, mich durch ihr Geschwätz nicht aus der Reserve locken zu lassen. Da hätten sie gehabt, was sie wollten: Dass ich mich für sie interessiere. Ich schätze, die Typen waren zehn Jahre jünger als ich. (Ich sehe jünger aus als ich bin.) Sie meinten anscheinend, dass mein Verhalten als Frau im passenden Paarungsalter sich nach ihren Wünschen zu richten hat. Läuft nicht.

Hannah

Ich betreue einen Informationsstand und es entsteht eine gute Unterhaltung mit einem Mann. Er will noch zu anderen Ständen – also streicht er mir über den Arm und sagt: “Ich komm nachher nochmal wieder.” Das hätte er nicht gemacht, wenn ich ein Mann gewesen wär, oder wenn er eine Frau gewesen wär. Er hat es bestimmt nichtmal gemerkt – diese Geste gegenüber Frauen ist einfach in so vielen Menschen drin.

Sabrina

Ich war im Urlaub, auf einem Schiff, es war ziemlich voll und spürte ständig etwas an meinem Oberschenkel, dann schließlich an meinem Po. Zuerst dachte ich, es wäre eine Tasche, die dagegenwippt. Erst als ich hinsah, sah ich die Hand eines Mannes und als ich aufsah, sah er mich durchdringend an und machte weiter. Ich bin noch heute angeekelt und ärgere mich unendlich, mich nicht gewehrt zu haben. Ich bin weggegangen, als mich die vielen Leute schließlich vorbei ließen, aber er ist mir noch den Tag über gefolgt und ich war froh, dass ich meine Eltern bei mir hatte. Erzählt habe ich es ihnen nicht, weil ich mir nicht sicher war, ob sie vielleicht sagen würden: stell dich nicht so an…

I.

Ich hab es satt meinen Platz im öffentlichen Raum “erkämpfen” zu müssen. Ich will feiern gehen, tanzen, Alkohol OHNE mich mit irgendwelchen Anmachen herumzuschlagen. Ich will höflich sein, ohne das Gefühl zu haben übergangen zu werden. Ich will laut sein und meine Meinung sagen, ohne als aggressiv und unhöflich zu gelten. Ich will manchmal viel geschminkt sein manchmal ungeschminkt, ohne dass ich dafür verurteilt werde. Ich möchte fluchen, rülpsen und furzen, ohne dass es “unladylike” ist. Aber vor allem will ich nicht diese Angst und diese Wut spüren, dieser Machtlosigkeit die einem im Alltag begegnen.

Lisa

Nach der Arbeit fuhr ich mit dem Bus nach Haus, als hinter mit lautes Gebrüll zu hören war. Während ich bemerkte, dass es sich um ein Telefongespräch handelte, erschrak der Fahrer so doll, dass er fast von der Straße abkam. Wie ich im Rückspiegel erkennen konnte kam nach dem ersten Schreckmoment des Fahrers Wut in ihm hoch, sodass er den Mann hinten aufforderte leise zu sein, der zu seinem Gesprächspartner laut hörbar sagte, der *rassistische bemerkungen* würde ihn anpöbeln. Beide Seiten wurden beleidigend und nachdem der Bus an der Endstation gehalten hatte kam der Fahrgast nach vorne. Ich habe mich zwischen beide gestellt bis der inzwischen nicht mehr telefonierende Mann endlich Ausstieg und der Fahrer die Tür zu machte. Danach wollte ich möglichst schnell weg von dem idioten der mit mit ausgestiegen war, er beleidigte aber den Fahrer und als ich mich nicht auf seine Seite geschlagen habe, und weggehen wollte, fing er an mich auf übelste zu beschimpfen, nicht mehr mit irgendeinem Bezug zum Geschehen: ich sei eine *f, der schwanz des Araber-Busfahrers habe wohl genau die richtige Größe für mich. Unglaublich was er aus dem nichts alles aus seiner Phantasiewelt abrufen konnte. Ich habe ihn ausgelacht und gesagt er sei lächerlich und bin auf die andere Seite des Bahnsteiges gegangen – mitlerweile hatte er Aufmerksamkeit erregt. Das schlimmste war, dass die Gesichter der Leute drum herum zeigten, dass sie sich nach der Beziehung zwischen mir und diesem Typen fragten, mit dem ich keinerlei Interaktion eingehen wollte. Den am dichtesten neben mir stehenden habe ich erzählt was passiert ist, aber mit seine Lautstärke hat er ungefähr 30 Leute unterhalten. So bleibt diese Situation stehen und ich frage mich wieder einmal wie ich hätte reagieren sollen oder können. Mir würde es überhaupt keinen Spaß machen seine Körperteile schreiend zu beleidigen und mich in irgendeiner vergleichbaren Art und Weise ihm gegenüber zu verhalten. Zudem wäre es mir peinlich. Das war es ihm nicht. So konnte ich ich ihn nur lächerlich machen. Das Problem ist, dass dieser Mensch offensichtlich so gewöhnt daran ist Frauen ohne Punkt und Komma zu beleidigen, dass er obwohl er dumm war und keinen besonders großen Wortschatz hatte, kaum in seinen abartigen Phantasten hätte übertroffen werden können. Es gibt einfach so viele Beleidigjngen gegenüber Frauen die so häufig fallen dass sie spontan abrufbar sind! Das ist an sich schon so lächerlich. Wie können manche Menschen so viel Befriedigung daraus ziehen, andere zu erniedrigen oder dies zu versuchen. Ich war unfassbar wütend aber mir fällt auch jetzt keine zufriedenstellende Strategie ein, mit solchen Arschlöchern umzugehen. Es hilft jedenfalls schonmal sich nichts kommentarlos anzuhören, dass man sich so nicht gefallen lassen möchte . Und eine laute und klare Stimme zu haben und sich nicht wegzudrehen und grade in solchen Situationen mit der Körpersprache Macht zu demonstrieren statt in sich zusammenzusacken finde ich sehr wichtig.

Lisa

Wie warscheinlich alle anderen Frauen auch bin ich unendlich genervt von den täglichen unangenehmen Begegnungen, vor allem auf der Straße und im Vorbeigehen, zu viele um sie alle zu nennen. Einige Beispiele: – Nicht mal wenn ich den Müll rausbringe, bin ich entspannt. Immer fällt mir auf dass ich eingehend von Männern gemustert und beurteilt werde. – ich weigere mich meine Wege auf Grund der Gefahr einer Vergewaltigung hierzulande so einzuschränken wie es mir von allen Seiten empfohlen wird. Ich denke stattdessen darüber nach ein Messer mitzunehmen, zusätzlich zum Pfefferspray. Dann wieder erkenne ich, dass ich so viel Grübelei und Wut für dieses Thema geopfert habe, dass es mich von wichtigerem abhält. Trotzdem wäre ich, wenn jemand versucht mich zu vergewaltigen, in der Lage diese Person schwer zu verletzen, was mir klar geworden ist, in den unzähligen Situationen in denen ich Angst hatte, auf der Straße verfolgt wurde und mögliche Szenarien und Flucht- bzw. Verteidigungsmöichkeiten durchgegangen bin. Das ist doch traurig! – ein Werbedreh bei dem ich Komparsin war: dargestellt wurde die Vorbereitung eines Fotoshootings mit komplett aufgebautem Filmset in der Szene quasi ein Film im Film, in dem ein Model über ihre favorisierten Produkte spricht. Am Drehort angekommen wurden die Rollen rigoros aufgeteilt. Ich wollte gerne an die Kamera, stattdessen gab es für Frauen nur die Option “Party-Girl” oder “make-up-babe” – andere Drehs bei denen immer wieder aufs übelste aussortiert und die Vorlieben verbalisiert werden – ein Kommentar des Mannes meiner früheren Tagesmutter als ich da 9 war. “Ich kenn dich schon so lange – damals hast du mich Windeln getragen, bald trägst du schon etwas ganz anderes. Weißt du was ich meine?” Ich wusste es genau, habe nicht geantwortet und in dem Moment hat sich alle Sympathie für diese Person in Luft aufgelöst. – eine Situation in Lissabon auf der Toilette von Mac Donald’s – unterirdisch, wie ausgestorben und abgeschlossen vom Rest des Ladens. Ein Mann der seine Hose aufgemacht hat und versucht in die Toilette zu kommen, deren Tür man nicht abschlueßen konnte – als ein Partygast zu meiner Mutter sagte, “ihre Tochter ist ja ein ganz schön heißer Feger.” Da war ich 13 – ” i like your size” – Kommentar zu meinen Brüsten beim feiern – versuche mich anzufassen auf der Straße – die Gelassenheit, mit der Männergeuppen Beurteilungen abgeben oder alle gleichzeitig den Kopf mitdrehen während man vorbeigeht – die Beleidigjngen die prompt auf abgewiesene Annäherungsversuche folgen. Zusammengefasst in einer Situation von neulich: gehe auf einen Typen zu: “Hey süße gibst du mir deine Nummer”-“nein, gehe weiter”-“F*” – Flirtversuche von ca 10-jährigen, die nicht süß sind sondern einfach nur fehl am Platz weil plump abgeguckt und herablassend – wurde gestern von einem Typen in fahrendem Auto angehupt und angefeuert, als ich zum Bus gelaufen bin. – ein Busfahrer der zu mir (ca 14 Jahre alt) “so jung und shon so hübsch” sagte – eine Gruppe Typen, die mich vor einem Gebäude, in dem wir auf einer Party waren, eingekreist und versucht haben mich anzugrapschen – das wissen, dass wenn ich mich als Frau im Internet nicht anonym kritisch über diese Themen äußer ich mit einem riesigen shitstorm rechnen kann. Diese Tatsache allein ist unerträglich. Der Spaß mit dem Horden sich mit übelsten Beleidigjngen auf eine Frau stürzen und je mehr Sie mit Argumenten aufwarten würde, umso genüsslicher die Aussage ignorieren und sie auf ihr Äußeres oder ihr Geschlecht reduzieren, denn es gibt immer genügend idioten die so etwas lustig finden – uvm.

Zasha

In der Oberstufe hat unser Deutschlehrer (im Leistungskurs) uns mal “erklärt”, dass Frauen eigentlich nicht für das Lehramt an Gymnasien geeignet seinen. Sie sollten ihm nach lieber in Grundschulen arbeiten, weil “es einfach Frauensache ist, sich um Kinder zu kümmern”. Höhere Bildung könnten Männer ja sowieso besser vermitteln.

Harley

Ich könnte ein ganzes Buch über solche Ereignisse schreiben. Ich erlebe Seximus jeden Tag ganz egal ob es mich, meine Freundinnen oder fremde Frauen auf der Straße betrifft. Es ist bereits zur Normalität geworden, und das macht mir Angst. Hier sind nur ein paar Erlebnisse: -damals war ich mit Freunden auf einer Studentenparty und ein betrunkener Typ setzte sich neben mich auf die Couch (es waren locker 15 andere Menschen im Raum und auf der Couch, unteranderem auch meine Freunde) und sagte dann: “oh fuck jetzt muss ich meinen Steifen verstecken” und hat seinen Arm um mich gelegt und er hat ständig versucht mir seine Mütze aufzusetzen. Die meisten haben gelacht. -in meinem Freundeskreis sind zwei Freundinnen die vergewaltigt wurden. -ich selbst wurde von einem Mann angefasst, in meinem Freundeskreis sind ebenfalls mind. 5, die von Männern angetatscht wurden. -schon zu oft hab ich diesen Satz gehört: “sie braucht sich nicht wundern, wenn sie angefasst wird oder etwas schlimmeres passiert, wenn sie so rumläuft.” -als ich mit Freundinnen unterwegs war hat sich ein Mann sich einen runtergeholt. Mindestens 5-10 Minuten und hat uns dabei angestarrt. Bis heute hab ich dieses Gefühl als wäre ich dreck. -Plus all die Zurufe aus vorbeifahrenden Autos, auf den Straßen, Nachts wenn ich mit Freunden unterwegs bin und auch Tagsüber. Die unzähligen stechenden Blicke von Männern in den öffenrtlichen Verkehrsmitteln, als würden sie einem mit ihren Blicken ausziehen.