independence

Letzens sagte ein Typ zu mir : ,,Eine Frau sollte nach Parfüm riechen, nicht nach Zigaretten oder Alkohol.” ach ja? Und wenn ein Mann nach Alkohol oder Zigaretten riecht soll das völlig okay sein?! NEIN! Ich finde, eine Frau sollte nach Solidarität, Selbstständigkeit, und einfach so riechen wie es ihr passt. Nicht FÜR die Gesellschaft, nicht GEGEN die Gesellschaft sondern UNABHÄNGIG von der Gesellschaft. Ich geh ja auch nicht zu jedem Typen hin der nach Rauch riecht: ,,Hey, ein Mann sollte nicht nach Rauch riechen sondern nach Parfüm.”

hilde

In einem Gespräch mit meiner Großmutter (knapp über 60J.) ging es um den jungen Mann mit dem ich einige Wochen zuvor eine kurze und schmerzlose Verabredung hatte. Als ich sagte, dass ich den Kontakt nach diesem Tag abgebrochen hatte, fragte sie nach dem Grund. Meine Antwort war: “Er war mir nicht klug genug. Ich konnte mich nicht gut mit ihm unterhalten.” Meine Großmutter war schockiert: “Das darfst du doch nicht sagen! Das ist doch sexistisch!” Daraufhin haben wir noch einmal sehr allgemein über Sexismus gesprochen (lange Diskussion) und sie setzte das Thema so fort: “Kluge Frauen kriegen eben nur dumme Männer, weil kluge Männer keine klugen Frauen wollen.” An diesem Gespräch war so vieles falsch, dass ich es am besten nicht weiter kommentiere. Nur eines noch: Meine Großmutter ist keine altmodische, vom Weltgeschehen isolierte Frau – meistens. Aber sobald es um die “private” Gleichstellung zwischen Mann und Frau geht, merke ich sehr oft bei zu vielen Menschen, wie altes Gedankengut immer noch tief verankert ist. Und dann wird Gleichstellung zum Fremdwort.

Jen

Als ich 12 Jahre alt war hat auf meinem Heimweg zur Schule ein Mann im Auto angehalten und mich gefragt ob ich Lust hätte mit ihm zu “ficken”. Als ich mich umdrehte und weiterging rief er mir hinterher “wie alt bist du denn? Hast du schon Haare an der Fotze?”

H.

Im Alltag kleide ich mich eher leger und unscheinbar – in der Regel Jeans, Minimizer-BHs und weite Männershirts – und gehe im Allgemeinen ganz gut als “einer der Jungs” durch. Nun ist es jedoch so, dass ich seit meiner Teenager-Zeit aktive Szenegängerin bin und mich auch dementsprechend Kleide, wenn ein Event oder eine Party ansteht. Innerhalb der Szene selbst löst das selten ungewollte Reaktionen aus, doch auf dem Weg dorthin wird es oft schmerzhaft offensichtlich, wie stark sich das Verhalten der Menschen verändert, wenn es die eigene Kleidung tut. Hier ein Beispiel: Als ich um die 18 Jahre alt war, fuhr ich mit der Bahn von einem Konzert nach Hause. Ich trug die übliche Kluft: Schwarzer Rock, schwarze Bluse, schwarzes Korsett und Make-up. Nichts extravagantes, nur betont “weiblicher” als sonst. Da das ganze nicht mein erstes Rodeo war und Menschen, die an Wochenenden nach Mitternacht in den öffentlichen Verkehrsmitteln herumhängen generell ein paar Leute unter ihnen haben, die nicht so gut auf “anders” aussehende Fahrgäste zu sprechend sind, hatte ich von vorn herein ein Ticket für die erste Klasse gelöst, die um diese Zeit relativ leer ist. So auch in dieser Nacht, denn neben mir waren die einzigen Gäste in dem Waggon eine kleine Gruppe älterer Männer, die von einem Fußballspiel heimkehrten und noch ein letztes Bierchen im Zug tranken, bevor es wieder zurück zu Frau und Kindern ging – soviel konnte ich zumindest ihren Gesprächen entnehmen. Sie alle waren etwa im selben Alter oder etwas älter als mein Vater, wirkten sehr konservativ und bürgerlich und nicht allzu betrunken, also für mich keineswegs bedrohlich. Einfach ein paar Freunde, die einen Ausflug unternommen hatten. Nachdem meine übliche Paranoia also besänftigt war, steckte ich mir Kopfhörer in die Ohren und hörte leise Musik. Alles schien in Ordnung, bis einer der Männer an mir vorbei zur Toilette ging. Auf seinem Rückweg blieb er bei mir stehen und begann ein Gespräch. Für mich schien erst alles ganz normal – der Typ sah meinem Vater recht ähnlich und sprach auch erst nicht viel anders. Einfach freundliches Geplänkel. Bis er dann anfing, mir auf die – ohnehin recht großen und durch das Korsett gepushten – Brüste zu starren. Als ich wohl etwas zu offensichtlich den Kragen meiner Bluse zuzog, begann er, anzügliche Kommentare zu machen, die schnell ausfällig wurden. Kurz darauf kamen auch die anderen drei Männer herüber und bedrängten mich – erst nur verbal, doch als ich versuchte, aufzustehen und das Abteil zu verlassen, verstellten sie mir den Weg.Einer griff mir an die Brust. Während des gesamten Vorfalls lachten und scherzten sie untereinander. Als ich endlich zwischen ihnen hindurchschlüpfen und den Waggon verlassen konnte, hörte ich sie lachen und mir hinterher rufen. Ich lief danach so lange durch den Zug, bis ich jemanden vom Personal fand, in dessen Nähe ich dann blieb. Auf meine Ausführungen hin zuckte der Kontrolleur nur mit den Schultern und meinte, da könne man eben nichts machen. Seit diesem Vorfall fahre ich mit dem Auto, wenn ich “aufreizend” gekleidet bin. Ich ärgere mich darüber, dass ich das Gefühl habe, sowas wäre nötig.

Y

I was working in a prestigious position at a famous museum in the UK, and it was horrible. During the job interview I had to answer questions about my sexuality and periods, but that was just the start. My line manager often told me that he thinks I should get “beatings, many fun beatings” to learn and do what he demanded of me (things that weren’t part of my job description). Ideas I had were ignored, only to be parrotted later by my male colleagues who were promptly praised for them. At one time I was talking about doing my PhD with a high up from the department, and he told me that women cannot work in my field, because we do not have a penis – but that there’s hope for me, because I have a “male brain”. I did not know what to say, but it made me deeply uncomfortable. I regret now not having said anything.

Beatrice

Das ist mir ein vor ein paar Jahren passiert. Ich komme aus einem ziemlich kleinen Dorf, man wächst quasi mit 15 oder 20 Onkel und Tanten auf, einfach weil alle Nachbarn sich mit um einen kümmern und sich meistens tatsächlich kümmern. Normalerweise ist es ein wirklich schönes Gefühl, geschützt und geborgen. Vielleicht ist es grade deswegen, dass mich diese Geschichte so irritiert hat. Ich habe auf einem Geburtstag gekellnert. Es war ein 60ster oder 70ster Geburtstag, also eher eine Familienfeier. Es war spät und ich stand hinter der Theke und habe Bier gezapft, als zwei meiner Nachbarn an die Theke kamen. Sie sind beide gesetzte Herren, haben beide Familie, sind sogar schon Großvater. Sie waren beide schon ziemlich angetrunken und der eine, den ich mein Leben lang kenne, rief mich bei meinem Spitznamen. Dieser Spitzname wird normalerweise nur von meiner engsten Familie und sehr guten Freunden benutzt. Es ist völlig in Ordnung, das er ihn benutzt, er war ja praktisch Teil der Familie. Bis er, direkt danach, glaubte mich darüber informieren zu müssen, dass meine “Eine Titte tiefer hängt als die andere.” Ob ich das nicht auch bemerkt hätte, und der andere Nachbar, lachte dazu lauthals. Ich habe in dem Moment zurück gelächelt mich für die Information bedankt und weiter gemacht. Niemand im Raum schien das für unangebracht zu halten. Betrunken sagen die halt schon mal so was. Ich hätte selber keinen zweiten Gedanken daran verschwendet, ich kellnere regelmäßig, also höre ich auch häufiger schon mal nette Sprüche. Es war einfach nur, er kannte mich seit ich laufen konnte. Ich kannte seine Frau, seine Kinder, seine Enkel. Er war für mich wie ein Onkel und all das machte es soviel schlimmer. Er kann sich, glaube ich, nicht mehr daran erinnern. Wenn wir uns sehen redet er mich immer noch mit meinem Spitznamen an und jedes Mal, wenn er das tut würde ich ihm gerne den Mund verbieten. Aber es ist nicht ok, so was laut zu diskutieren. Ich kann nicht zu seiner Frau gehen, und ihr das sagen, oder zu meinen Eltern, seinen Nachbar. Es klingt nicht wirklich tragisch, ich meine, er hat mich nicht angefasst, ist nicht gewalttätig geworden oder so was. Es sollte mir egal sein. Aber irgendwie ist es das nicht.

Lisa

Wenn ich mit meinen Freuden feiern gehe, werde ich oft im Vorbeigehen begrapscht. Aber immer nur von Männern und immer unter dem Deckmantel, dass es ja so voll im Club ist, dass man sich möglichst eng an mir vorbei schieben muss, obwohl noch genug Platz hinter oder neben mir ist. Einmal habe ich nach einer Hand gegriffen, die mich angefasst hat und sie einfach weggeschoben. Ohne Kommentar, ohne zu schauen, wer das war. Der Kerl hat mich dann lautstark angemacht, dass ich nicht so einen Aufstand machen soll. Ich hätte in dem Moment weglaufen können, weil ich das Gefühl hatte, dass ich etwas falsch gemacht habe. Stattdessen bin ich abwehrend geworden und habe ihm mit bösem Blick gesagt, dass ich nicht angefasst werden wollte. Das bereue ich bis heute. Ich wünschte, ich wäre ruhig geblieben, dann hätte er mich vielleicht ernster genommen.

Sara

Ich stehe an der busstation und warte. Direkt auf Augenhöhe hält ein bus und zwei typen mitte zwanzig blicken mich durch die scheibe fordernd an. Es ist nicht mein bus, ich trete einen schritt nach hinten um menschen vorbei zulassen. Sie klopfen von innen an die scheibe und scannen mit ihren blicken meinen körper, deuten mir einzusteigen und grinsen frech. Ich gucke sie irritiert an und ziehe meine Augenbraue skeptisch hoch. Ich gucke weg. Gradeaus, in die leere. Schlieriger staub auf der scheibe des busses. Er hält ewig. Sie klopfen weiter und machen hämische Bewegungen. Ich sehe es aus dem augenwinkel. Ich kann nicht länger als 20 sekunden so tun, als würde ich sie nicht bemerken. Der bus hält immer noch und die Minute bis mein bus kommt erscheint mir ewig. Überlege ihnen den mittelfinger zu zeigen aber habe angst, dass sie dann provoziert aussteigen. Alltag.

ekelhaft

Ich hatte meinen ersten kleinen Nebenjob mit ca 16. Es ging darum Frühstückssemmellieferungen auszumachen und dabei in Gruppen von 2 Personen von Tür zu Tür zu gehen. Manchmal mussten wir auch in andere nahegelegene Orte fahren, weshalb wir auch immer 2 Erwachsene dabei hatten die sozusagen auch auf uns aufgepasst haben. Da war dann auch immer ein ziemlich alter ekelhafter Kerl. Da er in meinem Stadtteil wohnte, war ich meist die letzte mit ihm im Auto und er sprach immer anzügliche, ekelhafte Themen an. In mir drinnen hatte ich schon immer ein schlechtes Gefühl. Als ich einmal bemerkte, dass er mir auf die Brust geschaut hat, hab ich endlich mit meiner Mutter gesprochen. Sie war natürlich aufgebracht und hat sofort mit dem Chef gesprochen und dieser hat den Kerl auch darauf angesprochen. Allerdings habe ich davon nicht viel gehabt. Dann kamen immer so komische Kommentare, ich sei unlustig, würde keinen Humor haben, wieder alleine mit dem Typ im Auto kamen dann so Dinge wie, “Wie kommst du auf die Idee ich würde dich anflirten. Du bist so jung. Ein Freund von mir findet junge Dinger immer so heiß, weil ihre Brüste einfach praller sind und sie gelenkiger sind. Aber ich würde mich niemals an ein so junges Ding ran machen…” um dann weiter davon zu erzählen welche geilen jungen Dinger sein Kumpel abschleppt und was er alles mit denen so anstellt. Wieder bei Mutter gewesen, wieder mit Chef gesprochen. Wieder nicht besser geworden. Nach einem Monat, in dem ich meistens lustlos, teils voll Angst zur Arbeit gegangen bin und meistens entweder Stinksauer oder heulend daheim gesessen habe, habe ich dann gekündigt und fühlte mich richtig ekelig und dreckig.

Eine Studentin

Ich war einmal mit einer Gruppe Mädels feiern. Im laufe des Abends stießen ein paar Bekannte von ihnen dazu. Ich habe mich mit einem recht nett am Rande der Tanzfläche unterhalten als plötzlich ein Kerl herkommt, mich am Handgelenk packt und mit sich mit zieht. Ich habe mich dagegen gestemmt, aber auf hohen Schuhen habe ich dann doch nachgegeben, bevor ich umfalle. Er hat mich zu sich gezogen, weiterhin meinen Arm in einem eisernen Griff und ließ nicht los während er mich über mein Studium usw ausfragte. Der Bekannte dachte wohl, dass wir uns kennen, weshalb er es hat geschehen lassen. Plötzlich packt der Typ mich auch am anderen Arm und zieht mich näher zu sich, meint er müsse jetzt gehen, aber weil er so nett zu mir war, verdient er einen Abschiedskuss. Er zog mich noch näher zu sich. Ich konnte mein Handgelenk befreien und als er nur noch ein paar Zentimeter von meinem Mund entfernt war, habe ich keine andere Möglichkeit gesehen als ihm in den Schritt zu schlagen, damit er mich loslässt. Dan kam auch schon der Bekannte und hat dem Typen gesagt, dass er abhauen sollte. Andere Situation: Durch die viele Angstmache meiner Mutter gebe ich sehr viel Acht auf mein Umfeld und habe immer Angst wenn ich Abends/Nachts alleine unterwegs bin. Wir stehen also draußen vor einem Club und reden. Die anderen rauchen, ich stehe dabei weil ich nicht alleine im Club warten wollte. Ich kann ein Paar beobachten. Er ist aufgebracht und aggressiv. Plötzlich hört man einen lauten Knall. Er hat seine Freundin an einen kleinen Van gestoßen und angefangen sie zu würgen. Sie hat einen erstickten Schrei von sich gegeben. Niemand hat etwas getan. Ich habe angefangen so laut es mir möglich war zu kreischen und zu schreien um die Türsteher und umstehende Leute darauf aufmerksam zu machen, weil KEINER etwas getan hat. Ich bin sogar hin gelaufen (2,5 Köpfe kleiner als der Typ) und habe geschrieen er solle sie los lassen. Habe sie dann mit mir bei Seite genommen und mit ihr gesprochen. Sie meinte es sei schon öfter passiert, aber ihr habe noch nie jemand geholfen. Wir haben die Polizei gerufen. Ich habe ihr gesagt dass es Stellen gibt, die ihr helfen können. Dass keine Frau….Kein Mensch sich soetwas gefallen lassen muss. Der Typ wollte sie wieder einschüchtern. Ich habe mich dazwischen gestellt und gemeint er könne sich gerne mit mir Prügeln, aber er dürfe nicht erwarten, dass er dann nicht mindestens im Krankenhaus neben mir liegen würde. Er war es nicht gewohnt dass man sich gegen ihn stellt und so ist er dann abgezogen. Vorspulen…. Sie ist wieder mit ihm mit gegangen und hat sich bei uns allen bedankt dass wir geholfen haben, aber da er mit ihr zusammen wohnt, kommt sie eh nicht aus…usw… und sämtliche andere Ausreden die Frauen meistens bringen, wenn sie Opfer von häuslicher Gewalt sind. Was mich am meisten geschockt hat war, dass er einfach tun konnte was er wollte und keiner eingegriffen hat, bis ich ihn so halb von ihr weg gezerrt hatte. Anderer Abend: Ich bin mit meinem Freund unterwegs. Er ist kurz am Klo und holt uns dann Getränke. Ich warte auf ihn. Es kommt ne Gruppe Kerle, einer kneift mir richtig fest in den Hintern und meint etwas wie : Mit dem Arsch kann man echt viel Anfangen. Nimmst ihn sicher gern von hinten….usw. Will mir auch an die Brust fassen, seine Freunde lachen. Mein Freund kommt, sichtlich aufgebracht. Der Kerl lässt sofort locker meint sowas wie: Oh..du bist ihr Freund…ich wusste nicht dass sie schon besetzt ist. Sry Man…alles cool? Geiles Gerät hast du dir da geangelt…echt respekt!” Ich fühlte mich wie ein wertloses Objekt, dessen Wert und Meinung nichts zählt und die erst akzeptiert bzw angesehen wird, wenn ein Mann an ihrer Seite ist.